Diversität im Beruf der Jugend- und Heimerziehung

Azubi Ramon-Finn im Interview über Outing, Ausbildung und LGBTQ im Job

Bunt statt grau … Der Juni steht jedes Jahr ganz im Zeichen der Regenbogenflagge. Die LGBTQ-Szene wirbt für eine tolerante, vielfältige und bunte Gesellschaft. Auch in unseren Fachschulen ist das ein Thema. Nicht nur im Juni.

Ramon-Finn (27) stand für ein Interview zu Verfügung. Es geht um ihn, den Beruf Jugend- und Heimerziehung und wie wichtig Diversität ist.


Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst.

Möchtest du dich kurz vorstellen.

Mein Name ist Ramon-Finn. Ich bin 27 Jahre alt und ich mache derzeit meine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher an der F+U in Heidelberg.

Wann ist das Thema denn für Sie relevant geworden?

Das Thema wurde dann für mich relevant, als ich mich zuerst als lesbisch outete und dann für mich bemerkte, das passt nicht so ganz und nun auf dem Weg zu mir selbst bin, als Mann. (Transgender)

Wie stehst du zum Pride Month?

RF: Ich finde den Pride Month einen wichtigen Monat für all die Menschen, die für ihre Rechte noch kämpfen müssen, um ein Zeichen zu setzen, wie wichtig es ist, dass jeder so sein darf wie er/sie sein möchte. Einfach um der Welt zeigen zu können, dass viel mehr hinter LGBTQ steckt als viele denken.

Wir erlebst du im Alltag den Umgang mit LGBTQ?

RF: Viele Menschen sind dem Thema sehr tolerant gegenüber geworden. Ich selbst habe zum Glück noch keine negativen Erfahrungen machen müssen. Allerdings bekommt man von Bekannten und Freunden immer wieder mit, dass es leider doch noch manche Menschen gibt, die etwas gegen LGBTQ haben.

Sollte Sexualität Privatsache sein?

RF: Ja, da jede*r seine Sexualität so ausleben soll wie er/sie möchte!

 

Welchen Umgang wünschst du dir mit LGBTQ im Beruf?

RF: Offenheit, Toleranz und Respekt.

Welche Rolle spielt deiner Ansicht nach LGBTQ besonders im Beruf Jugend- und Heimerziehung?

RF: Eine sehr wichtige Rolle, da wir viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, die sich in der Selbstfindungsphase befinden, und wir als Jugend- und Heimerzieher:innen dafür sorgen sollten, dass die Jugend tolerant und mit Respekt dem Thema gegenüberstehen sollte.

Da ich selbst in meiner Kindheit und Jugend nur sehr wenig über das Thema aufgeklärt worden bin, finde ich es wichtig, dass man die Kinder schon früh an das Thema heranführen sollte, da es in der heutigen Zeit doch ein wichtiger Bestandteil in der Gesellschaft geworden ist.

Was würdest du jemandem raten, die oder der vielleicht Angst hat, sich im Job zu outen?

RF: Am besten ist es, sich zuerst einem/einer Kolleg:in anzuvertrauen zu der man ein gutes Verhältnis hat und der man vertrauen kann. Danach kann man sich zusammen überlegen wie man weiter vorgehen möchte und dann evtl. zusammen zum Chef gehen.

Man sollte sich auch immer im Hinterkopf behalten, wenn man kein gutes Gefühl bei seinen Kolleg:innen hat, ob das die richtige Arbeitsstelle für einen ist. Was hat man schon zu verlieren? Es gibt hunderte Arbeitsstellen, wo bestimmt eine dabei ist, die einem nicht blöd anschaut, wenn man „anders“ ist!

„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!“

Wie können Jugendliche bei dieser Thematik Ihrer Ansicht nach in Einrichtungen unterstützt werden?

RF: Viel Aufklärungsarbeit und immer ein offenes Ohr für seine Klient:innen haben.

Häufig wird bei diesem Thema die Meinung vertreten, Diversität muss so lange ein Thema sein, bis es irgendwann keines mehr ist. Wie siehst du das?

RF: Ich finde Diversität sollte immer ein Thema sein, denn wann hört Diversität auf? Im Zusammenhang zu LGBTQ finde ich, dass dies irgendwann kein Thema mehr sein sollte.

Gibt es etwas was dir noch wichtig ist zu sagen?

Egal wer du sein willst, sei so wie es sich für dich richtig anfühlt und lass dir von keinem etwas einreden! Es ist dein Leben und nicht das von jemand anderem.

Vielen Dank für deine Zeit.